WFUS-Rückblick

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Führen in Teilzeit - Chancen, Risiken u. Nebenwirkungen
09. Oktober 2013
Modell „Führen in Teilzeit“ vorgestellt und diskutiert

Kreis Saarlouis (pdl)
Familie und Karriere unter einen Hut bringen – das ist der Wunsch vieler junger Frauen. Die Realität sieht aber oftmals anders aus. Trotz hoher Bildungsabschlüsse sind Frauen in Führungspositionen – sei es in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst – nach wie vor deutlich unterrepräsentiert.

Der Landkreis Saarlouis, der Wirtschaftsförderungsverband Untere Saar e.V. (WFUS) sowie zwölf Unternehmen aus dem Landkreis Saarlouis haben es sich aus diesem Grund im Zuge der bundesweiten Kampagne „Regionale Bündnisse für Chancengleichheit“ zum erklärten Ziel gemacht, die Anzahl der Frauen in den Führungsetagen zu erhöhen. Damit dies gelingt, bedarf es an konkreten und umsetzbaren Arbeitszeit- und Qualifizierungsmodelle, die unter Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf entwickelt wurden.

Ein mögliches arbeitswissenschaftliches Modell ist das „Führen in Teilzeit“. Unter dem gleichnamigen Motto hatten der Landkreis Saarlouis und der WFUS im Zuge des regionalen Bündnisses am Mittwochabend zu einem Vortrag in das Victor’s Hotel Saarlouis geladen. Was genau „Führen in Teilzeit“ strukturell und wirtschaftlich für die Unternehmen bedeutet und wie sich das Ganze umsetzen lässt, erläuterte Prof. Dr. Simone Odierna,Professorin an der HTW des Saarlandes am Lehrstuhl für Sozialwissenschaften, auf der Veranstaltung anhand eines Best Practice Beispiels aus der Verwaltung einer bundesdeutschen Großstadt. Hier sei es gelungen, durch vertikale und horizontale Teilungen von Arbeitsgebieten, Führungspositionen, die eigentlich auf eine Person zugeschnitten seien, mit zwei Frauen zu besetzen. Durch die so geschaffene Möglichkeit in Teilzeit zu führen und gleichzeitig für die Familie da sein zu können, habe sich der Anteil an Frauen in der Verwaltung von 23 auf 47 Prozent erhöht, so Odierna. Und auch Landrat Patrik Lauer betonte: „Wir müssen endlich unsere herkömmlichen Denkweisen verwerfen, wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen haben wollen. Jede junge Mutter soll die Möglichkeit haben, ihre Frau zu stehen. Gerade deshalb ist die Einführung neuer, innovativer Arbeitsmodelle besonders wichtig“. Prof. Dr. Odierna erläuterte außerdem die Vorteile des Modells für die Unternehmen. Falle eine Fachkraft einmal krankheitsbedingt aus oder sei in Urlaub, habe man immer eine gut informierte Vertretung. Ständiges Austauschen untereinander und ein stetiger Informationsfluss seien Grundvoraussetzungen für das Funktionieren des Modells. Zudem könnten gute Fachkräfte so im Beruf gehalten werden und man müsse nicht auf das Wissen und die Fähigkeiten der Frauen verzichten.

Ein weiteres Stichwort in diesem Thema ist der Demographische Wandel. Die Bevölkerungszahl im Saarland sinkt seit mehreren Jahren stetig. Lebten 2006 noch 210.597 Menschen im Landkreis Saarlouis, sind es in diesem Jahr laut Statistischem Amt Saar aktuell nur noch 196.233. Die saarländische Wirtschaft ist auf die weiblichen Fachkräfte angewiesen. „Wir müssen uns auf den Weg machen“, bestärkte der Geschäftsführer der WFUS, Jürgen Pohl, die anwesenden Vertreter der Unternehmen. Der Fachkräftemangel werde sich noch verschärfen, deshalb sei die Einführung flexiblerer Arbeitsmodelle für Frauen in führenden Positionen alternativlos, um den Wirtschaftsstandort sichern zu können.

Aufgrund der durch den Vortrag angeregten Diskussion, habe diese Veranstaltung eine gute Möglichkeit geboten, sich auszutauschen, „denn nur gemeinsam kommen wir voran!“, beschloss Pohl den Veranstaltungsabend.


Photo v.l.n.r. WFUS-Geschäftsführer Jürgen Pohl, Frauenbeauftragte Astrid Brettnacher, Professor Dr. Simone Odierna und Landrat Patrik Lauer.

Prof. Dr. Simone Odierna
pdl/Foto: Brigitta Schneider