WFUS-Rückblick

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WFUS/AKW-Veranstaltung zum Thema: "Null-Emissions-Kommune"
15. Februar 2011

Auf dem Weg zur Null-Emissionskommune


Der Landkreis Saarlouis packt es an

Die Ziele des Bundes sind ehrgeizig: Bis 2020 sollen die Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent und der Primärenergieverbrauch um 20 Prozent gesenkt werden bei gleichzeitiger Zunahme der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung um 35 Prozent. Und es geht weiter: Bis 2050 will Deutschland die Treibhausgase sogar um 80 bis 95 Prozent mindern. Der Anteil der Regenerativen könnte bei 80 Prozent liegen. Eher Wunschdenken oder wirklich machbar? Ist das überhaupt für einen Industriestandort wie die Bundesrepublik realistisch? Welche Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung? Stößt die Technik an ihre Grenzen? Was macht das Saarland? Diese Fragen diskutierten Prof. Frank Baur, wissenschaftlicher Leiter der IZES gGmbH, und Jürgen Pohl, Geschäftsführer des Wirtschaftsförderungsverbands Untere Saar WFUS, auf einer Veranstaltung des Arbeitskreises Wirtschaft und WFUS im Bergmannsheim Ensdorf. Das Szenario ist klar: Auf der einen Seite braucht die Industrie im stark industriell geprägten Saarland, vor allem im Landkreis Saarlouis, eine verlässliche, sichere und preisgünstige Energieversorgung, denn die Unternehmen stehen im globalen weltweiten Wettbewerb. Auf der anderen Seite wissen wir um die Endlichkeit der fossilen Rohstoffe, um die zunehmende Umweltbelastung weltweit mit allen ihren Auswirkungen, die auch wir zu spüren bekommen. Die Zeit drängt. Doch es gibt vielversprechende Ansätze: z.B. der Weg zu der so genannten Null-Emissionskommune wie es die Gemeinde Nalbach vormacht oder das Solardach-Kataster für den Landkreis Saarlouis.
von links: Prof. Frank Baur (Leiter der IZES GmbH, Bernhard Sembritzki (AKW) und Jürgen Pohl (GF WFUS)

Null-Emissionskommune und Solardach-Kataster


Die Null-Emissionskommune betrachtet eine Reihe von Maßnahmen, um die Treibhausgas-Emissionen, in erster Linie CO2, innerhalb der Stadt oder Gemeinde quasi auf das Niveau Null zu drücken. Das beginnt beim verstärkten Einsatz regenerativer Energien zur Strom- und Wärmeversorgung, über ein intelligentes Energiemanagement durch Vernetzung der Nachfrage- und Angebotsseite, z.B. Lastmanagement, bis hin zu Maßnahmen zur Verbesserung der Energie-Effizienz und des Energiesparens. In den Fokus rückt zudem das ganzheitliche regionale Stoffstrommanagement. Die Betonung liegt auf regional, denn es geht um die optimierte Nutzung regionaler Ressourcen inklusive Wasser, Abwasser, Abfälle und thermische Emissionen. Produkte und Stoffe sollten möglichst aus der Region kommen und dort wieder verarbeitet werden in einer Art Kreislaufwirtschaft. Innovative Flächennutzungspläne zählen ebenso dazu wie die Integration Erneuerbarer Energien in das Landschaftsbild und nachhaltige Mobilität im Nahverkehr. Doch so gut und wichtig diese Ideen auch sind, sie kosten Geld, bedingen eine aktive Beteiligung der Bürger und eine Rückbesinnung auf nachhaltiges Wirtschaften. Marktanreizprogramme zur Sanierung von Gebäuden, vergünstigte Kredite für energetische Umbaumaßnahmen, Förderung der Erneuerbaren, Änderungen im Baurecht – überall dort kann der Hebel angesetzt bzw. fortgesetzt werden. Immerhin lässt sich durch Verlagerung des Wirtschaftens in die Region die regionale Wertschöpfung steigern. Getätigte Investitionen, Aufträge an Unternehmen und Handwerksbetriebe der Region, gezahlte Steuern und Abgaben sowie neue Arbeitsplätze tragen maßgeblich dazu bei. Das Solardach-Kataster des Landkreises Saarlouis hat beispielsweise ergeben, dass eine Dachfläche von umgerechnet 9 km2 bei einem Gebäudebestand von 120.000 bei der Nutzung von Solarenergie einen potentiellen Ertrag von rd. 1.082 GWh Strom brächte. Das Investitionsvolumen beträgt dafür über 4 Mrd. Euro. Wenn nur fünf Prozent davon umgesetzt würden, wären das immer noch 200 Mio. Euro. Die Auskünfte, ob sich ein Dach für Solarenergie eignet, bekommen interessierte Bürger übrigens von der Kommune kostenlos. Doch Zahlen sind schnell Schall und Rauch. Solarenergie trägt zur Stromerzeugung in Deutschland nicht einmal ein Prozent bei und wird, wenn auch rückläufig, stark subventioniert. Niedrige Wirkungsgrade und geringe Sonnenscheindauer hierzulande im Verhältnis zu Südeuropa drängen die Frage auf, ob das Geld für andere Maßnahmen nicht besser geeignet wäre. Erschwerend kommt die zunehmende Belastbarkeit der Stromnetze durch die wachsende Anzahl dezentraler Stromerzeugungsanlagen hinzu. Auch hier müssen adäquate Lösungen her. Nichtsdestotrotz gehen die Kommunen ihren Weg: Über zwölf Prozent sind in Deutschland bereits auf dem Weg zur Null-Emissionskommune. Das entspricht 7,35 Mio. Menschen. Im Saarland ist es die Gemeinde Nalbach und die Städte Merzig und Ottweiler kommen bald dazu. Ein ausbaufähiges Potential, an dem auch die VSE-Gruppe mitwirkt, allen voran FAMIS, energis und ihre Stadtwerke-Partner. Energie-Effizienz-Maßnahmen und Energiesparen gehören genauso dazu wie regenerative Energien und innovative Techniken. Gemeinsam lassen sich Chancen besser nutzen.

Wie kann die Null-Emissionskommune erreicht werden?

Prof. Frank Baur
Die Kommunen sind ein wichtiger Schlüsselakteur im Rahmen der nationalen Aktivitäten zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung. Der Weg zur Null-Emissionskommune ist begehbar und führt zu einer Stärkung regionaler Stoffströme, z.B. im Rahmen von Stadt-Land-Verflechtungen. Dabei bedarf es systematischer Ansätze zur Schließung regionaler Kreisläufe. Isolierte Einzelmaßnahmen helfen nicht wirklich weiter. Wichtig ist die Einbindung aller kommunalen und regionalen Akteure in diesen Prozess. Am Ende steht eine deutliche Stärkung der regionalen Wertschöpfung.

Welche Auswirkungen hat das Solardach-Kataster auf die Wirtschaft im Landkreis Saarlouis?

Jürgen Pohl
Auf Initiative des Wirtschaftsförderungsverbands Untere Saar wird ein Solardach-Kataster für alle 13 Kommunen im Landkreis Saarlouis erstellt. Die gewonnenen Ergebnisse werden den Bürgern zugänglich gemacht und sollen zur Installation von Solaranlagen anregen. Mit der Realisierung soll die regionale Wirtschaft von der zusätzlichen Chance profitieren, die eine verstärkte Nachfrage nach Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen auslöst. Ziel ist es, vorhandene Arbeitsplätze in lokalen Handwerksbetrieben nachhaltig zu sichern und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.

(Textpassagen wurden dem Bericht von Herrn ..... entnommen)